125
Jahre Gesangverein "Sängereinheit"
Festliche Jubiläums-Matinee am 02. Juni
2010 im Ferdinand-Schmid-Haus / Glückwünsche und lobende Anerkennung
Im
Banne der Noten und Töne stets vereint
Vom Redaktionsmitglied Sabine Janson der
Schwetzinger Zeitung
125
Jahre im Dienst der Töne und der „Zauberkraft des Gesangs", den der
Chor mit dem Lied „Die Welt ist voller Lieder" zum Ausdruck brachte:
Der Gesangverein „Sängereinheit" feierte gestern sein Jubiläum mit
einer Matinee, die geprägt war von anspruchsvoller Musik und
kurzweiligen Reden, die deutlich machten, dass der Verein im Verlauf
seiner Geschichte nicht nur klangvolle Spuren hinterlassen hat, sondern
auch prägend für die Enderlegemeinde war und ist.
Vorsitzender
Karl Hoffmann freute sich über ein gut besetztes Ferdinand-Schmid-Haus
und hieß insbesondere die Ehrenbürger Ferdinand Schmid, Hans Wirnshofer
und Robert Fuchs sowie die beiden Pfarrer
Walter Sauer und Reinhard Kunkel willkommen. In seiner Begrüßungsrede
hob Karl Hoffmann hervor, dass Chorgesang oftmals nicht mehr dem
gesellschaftlichen Zeitgeist entspreche. „Dies kann in den kommenden
Jahren für die ,Sängereinheit' existenzbedrohend sein." Die Veralterung
sei nicht mehr aufzuhalten, daher gelte es, mit aktuellem und
attraktivem Liedgut auf den Verein aufmerksam zu machen und die eigene
Begeisterung und Leidenschaft
für den Gesang an andere weiterzugeben. „Wir wollen mit Zuversicht in
die Zukunft blicken!"
Gerhard
Sessler, ältester aktiver Sänger des Vereins, gab in seiner engagierten
und humorvollen Ansprache einen Überblick über die Vereinschronik und
erinnerte nicht nur an die Gründung der „Sängereinheit" im Jahre 1885,
sondern auch an besondere Höhepunkte, beispielsweise die Fahnenweihe
1910 und das damit verbundene Stiftungsfest sowie 1972 die Teilnahme
des Chors an der Radiosendung „Sang und Klang aus Stadt und Land".
Blick zurück und nach vorne
Gerhard
Sessler spannte den Bogen von den Kriegen und den damit verbundenen
Verlusten über die Aufbauarbeit, die Gründung eines Jugendchors 1979
und eines Frauenchors 1981 bis hin zur Umbenennung des Vereins 1994 von
„Männergesangverein" in Gesangverein „Sängereinheit". Augenzwinkernd
zitierte er aus der alten Satzung: „Wer mehr als dreimal im Jahr in der
Singstunde unentschuldigt fehlt, wird aus dem Verein ausgeschlossen!"
Ein Rückblick galt auch der Belgienreise, als der Chor die Ehre hatte,
den Gottesdienst, den der Bischof in der Kathedrale zelebrierte,
mitzugestalten. Gerhard Sessler kam auf die geselligen Aspekte zu
sprechen und wünschte sich für die kommenden Jahre, dass es gelingen
möge, junge Sängerinnen und Sänger für den Chorgesang zu begeistern.
Mit
den Worten des deutschen Dichters Ludwig Uhland - „Singe, wem Gesang
gegeben" - eröffnete Bürgermeister Jürgen Kappenstein seine einfühlsame
Festansprache und gratulierte dem ältesten Verein in Ketsch, auch
namens des Gemeinderates und der Bürger, zu seinem Jubiläum. „Wie sehr
lassen wir uns einfangen von der Atmosphäre und dem tiefen Ausdruck
eines großen Konzerts, von der Religiosität sakraler Werke und der
heiteren Stimmung einer Operette oder eines Volkslieds", brach
Kappenstein eine Lanze für den Gesang.
Bezugnehmend auf einige Eckdaten der Vereinsgeschichte, kam der
Bürgermeister auf die aktive Jugendarbeit zu sprechen. Auch wenn es
heute keinen Jugendchor mehr als feste Einrichtung im Verein gibt, so
sei es doch bemerkenswert, dass immer wieder Weihnachtskonzerte
gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen
des Schulchors der Neurottschule aufgeführt werden. „Regelmäßige Proben
und öffentliche Auftritte führen Menschen zusammen, die sich einem Ziel
verschrieben haben. Sie wollen zum einen ihre Fähigkeiten ausbilden und
sie gleichzeitig zur Freude anderer Menschen einsetzen. Davon
profitiert unser Gemeinwesen in hohem Maße", formulierte Kappenstein
und überreichte als Jubiläumsgabe einen Scheck in Höhe von 1250 Euro.
Eine
Ehrung wurde Dirigent Konrad Knopf zuteil: Für sein 22-jähriges
Engagement und sein tatkräftiges Wirken durfte er den Ehrenteller der
Gemeinde" in Empfang nehmen. Konrad Knopf dankte sichtlich erfreut und
wünschte sich noch viele gemeinsame Jahre. „Musik verbindet, und das
geht über das Finden eines gemeinsamen Tones weit hinaus", schloss
Kappenstein.
Gerhard
Kuhn, Vorsitzender des Sängerkreises Kurpfalz Schwetzingen,
überbrachte Urkunden des deutschen und badischen Chorverbandes. „Wir
müssen den Gesang wieder zur Sprache der Bürger machen", forderte Kuhn
mit Blick auf die Zeit des Gründungsjahres, als Gesangvereine eine neue
Bürgerkultur repräsentierten.
Expressive Akzente
Norbert
Mutterer, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Ketscher Vereine,
unterstrich die Harmonie der „Sängereinheit" zwischen Geselligkeit und
Zusammenarbeit und dankte dem Verein für die rege Teilnahme und
Bereicherung von Ketscher Veranstaltungen.
Musikalisch
umrahmt wurde die Matinee vom Levental-Ensemble. Susanne Phieler
(Violine), Stefanie Piehler-Gaidarov (Viola) und Alexander Levental
(Klavier) verstanden es, ausdrucksstarke Akzente zu setzen. So auch mit
der Serenade des italienischen Komponisten Enrico
Toselli. Mit sommerlicher Leichtigkeit lud die Weise zum Träumen vom
Süden ein.
Der
Gesamtchor der „Sängereinheit" entfachte mit seinen dargebrachten
Liedern ein kleines Feuerwerk, dessen Töne wie ein Funkenregen
leuchteten. Mit sonoren Stimmen und warmem Klang umschmeichelten die
Melodien die Sinne und das strahlende Lächeln der Sängerinnen und
Sänger sorgte dafür, dass nicht nur das Zuhören, sondern auch das
Zusehen ein Genuss war. „Schon wenn der erste Ton erklingt, beginnt der
Raum zu atmen und zu leben" - das Lied von Reinhard Mey, das der Chor
sang, fand Note für Note seine Erfüllung.
Nach
spontanen Dankesworten an die Organisatoren der Matinee und die
Herausgeber der Festschrift blieb bei einem Imbiss Zeit für herzliche
Gespräche, Gedankenaustausch und Erinnerungen - im Bann der
„Zauberkraft des Gesangs".
Chorgesang
ist eine
Botschaft,
die nicht nur das
Empfinden
des Komponisten,
sondern
auch die Gefühle der
Interpreten
widerspiegelt."
BÜRGERMEISTER JÜRGEN KAPPENSTEIN