Advents-Festkonzert am 4.12.2005 in der katholischen Kirche in Ketsch zum 120-jährigen Jubiläum
Ein klangreiches Kaleidoskop besinnlicher Augenblicke
Freude am Singen spürbar gemacht: Mit einem Festkonzert feiert der Gesangverein "Sängereinheit" 120-jähriges Bestehen.
Ketsch. Als Moto für ihr Festkonzert hatte die "Sängereinheit" den Satz "ein Licht erscheint in dunkler Nacht" ausgewählt - ein Anspruch, dem die Sängerinnen und Sänger mehr als gerecht wurden, zündeten sie doch ein akustisches Feuerwerk, dessen Töne wie glitzernde Strahlen durch den Kirchenraum schwebten.
Die voll besetzte Sankt Sebastian-Kirche ließ am Sonntagnachmittag keinen Zweifel daran, dass sich der Gesangverein "Sängereinheit" großer Beliebtheit erfreut. Und die so zahlreich erschienenen Zuhörer wurden nicht enttäuscht, denn das Konzert bot zwei Stunden lang Musik und Gesang vom Feinsten. Alexander Levental stimmte zunächst mit meisterhaftem Orgelspiel auf das Festkonzert ein, bevor die Sängerinnen und Sänger, die vom virtuos spielenden Kammerorchester Schwetzingen mit Dirigent Rainer Ruhland sowie von Alexander Levental an Orgel und Klavier begleitet wurden, Aufstellung nahmen. Unter der Leitung ihres Dirigenten Konrad Knopf, in dessen Händen auch die Gesamtleitung des Konzertes lag, eröffnete der Chor den Melodienreigen. Vom ersten Ton an erfüllten die sonoren Stimmen das Kirchenschiff mit warmem Klang, der die Herzen der Zuhörer umschmeichelte. Die getragenen Melodien zu Beginn des Konzertes, zum Beispiel "Wenn der Tag zu Ende geht" oder "Still ruht der See", wirkten wie ein Kaleidoskop besinnlicher Augenblicke und passten wunderbar in die Adventszeit.
Unterstützung bekam die "Sängereinheit" vom Schulchor der Neurottschule, unter der Leitung von Rüdiger Müller. Die mit viel Feingespür ausgewählten Stücke, die beide Chöre gemeinsam anstimmten, vermittelten expressive Empfindungen. Im Gospel "Kum ba yah, my Lord" beispielsweise wurden innig und ruhig schwierige Zeiten beschrieben, während das "Kalenderlied" das sehnsüchtige Warten der Kinder auf Weihnachten fühlbar machte. Weitere akustische Glanzlichter setzte Solistin Birgit Weik mit glockenreinem Sopran. Der aus der Oper "Xerxes" von Georg Friedrich Händel bekannten Arie "Ombra mai fu", die als "Largo" das populärste Musikstück des Komponisten ist, hauchte die Sopranistin überströmend Leben ein, ebenso wie den gesungenen Worten "Sei du mit mir" oder dem klassischen "Flößt mein Heimatland" aus dem Weihnachtsoratorium von Johannes Sebastian Bach.
Pfarrer Georg Dresdner thematisierte einfühlsam das Motto des Konzertes und hob hervor, dass in dieser Zeit, in der von Menschlichkeit und Liebe die Rede ist, das Licht der Augen von Bedeutung sei. Darin sollten sich jedoch weder Scheinwerfer noch Lampen spiegeln, sondern Kerzen - ein stilles Licht, das nicht nur für Sekunden angezündet wird und das die barmherzige Neigung hat, Unschönes nicht so sehr auszuleuchten. "Lasst uns einander anschauen, inspiriert von Kerzenlicht", forderte Pfarrer Dresdner auf.
Der Chor der "Sängereinheit" folgte dieser Anregung auf gesanglicher Ebene und brachte Noten zum Klingen und Leuchten. Selbst feine, hohe Töne wurden herausgearbeitet und die weichen, federleicht anmutenden Übergänge ließen Atempausen nicht einmal erahnen. Das Singen war eingebettet in einen immer fließenden Fluss, getragen von der Melodie. Voller Gefühl wurde unter anderem "Klänge der Freude" zu Gehör gebracht, jene heimliche englische Nationalhymne von Sir Edwar Elgar, die feierlicher nicht hätte zum Ausdruck kommen können. Fulminant auch die Friedenshymne nach dem berühmten "Te Deum" von Marc-Antoine Charpentier. Hier gab es kein Hasten von Note zu Note, im Gegenteil: Mit Hingabe erfolgte das Verweilen auf dem jeweiligen Ton, der sanft in das Kirchenschiff aufzusteigen schien - als Friedensbotschaft "versöhnet euch". Mit Bravour meisterten die Sängerinnen und Sänger nicht nur die weihnachtlichen Weisen, beispielsweise das bekannte "Christrosenlied" von Robert Stolz ("Es blüht eine Rose"), sondern auch das "Laudate Dominum", 1780 von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert. Mit diesem gesungenen Psalm 116 fand das Konzert einen würdevollen Abschluss.
Nach einem langen Applaus mit Standing Ovations wurden Dirigenten und Solisten mit Blumensträußen bedacht. Dann gab es abermals bewegende Momente: Als die "Sängereinheit" gemeinsam mit dem Schulchor und allen Zuhörern in der katholischen Kirche "Macht hoch die Tür" anstimmte, wurde das zitierte Kerzenlicht von Ton zu Ton weitergegeben bis es sich in den Augen aller wiederspiegelte.
Quelle: Schwetzinger Zeitung, Sabine Janson